„Ich bin immer positiv aufgeregt“, meint die Rheda-Wiedenbrückerin Birgit Andruhn, die am Samstag in den Flieger nach Serajevo, der Hauptstadt von Bosnien, steigt. Die 57-Jährige ist Trägerin des 6. Dan im Judo und wird als Wertungsrichterin auf der Judo-Europameisterschaft dabei sein. Vier von insgesamt fünf Lizenzen auf EU und Internationaler Ebene hat sie inzwischen. Für die Teilnahme als Wertungsrichter wird man nominiert. Für Deutschland ist Birgit Andruhn übrigens die einzige Wertungsrichterin, die anderen sind Männer. Birgit ist bereits zum zweiten Mal nominiert worden und auf Sarjevo freut sie sich. Obgleich sie vom Land wahrscheinlich nicht so viel sehen wird. Zwei Tage dauert die Europameisterschaft, bei der auch elf deutsche Paare dabei sein werden. Am Mittwoch fliegt sie bereits zurück.  

Auch wenn sie ganz offiziell in ihrem schwarzen Blazer am Wertungstisch sitzt, heißt das nicht, dass Sport für sie kein Thema mehr ist. Im Judo muss sie sich warmhalten, denn auch die Wertungsrichter müssen vor der Meisterschaft auf die Matte und zeigen, dass sie die Katas beherrschen und up to date sind.

Die Verständigungssprache ist bei solchen Meisterschaften generell englisch. Auch da muss sie sich erst einmal wieder reinfuchsen. „Da wächst man ganz klar mit seinen Aufgaben und kommt schnell wieder rein“, meint sie. So manche Vokabel schaut sie aber dennoch vorher mal nach und stöbert auch noch einmal durch das Kata-Regelwerk. Aufgeregt sei sie immer im positiven Sinne, weil sie den Athleten gerecht werden möchte.

Birgit Andruhn kam mit 21 Jahren zum Judo. Vier Jahre später 1993 hat sie ihren F-Trainerschein gemacht und seitdem ist sie als Ausbilderin beim WTV tätig. Eigentlich ist es die gesamt Familie Andruhn, die für Judo brennt. Rainer Andruhn seit eh und je und inzwischen auch ihr Sohn Sean, der mit seinen 22 Jahren bereits den 1. Dan trägt. Der Student auf Lehramt gibt auch Trainerstunden beim WTV, was die Eltern besonders freut.

Doch was ist es genau, was Judo so interessant macht. „Für mich ist es der Ehrenkodex, die strengen Regeln, das Selbstbewusstsein, welches gestärkt wird, und der Spielraum der einem bei den Übungen immer noch bleibt“, erklärt Birgit Andruhn.

Sie macht Kata, weil die Übungen gerne perfekt beherrscht und die Verletzungsgefahr geringer ist. Normale Wettkämpfe bestreitet sie selbst nicht mehr, weil sie sich für die Aufgabe der Wertungsrichterin entschieden hat. Beides geht nicht. Fit hält sie sich mit Schwimmen.

Zudem trainiert sie auch den Nationalkader in Düsseldorf. Vier bis fünf Einstätze hat sie dort pro Jahr und manchmal kommen auch Paare, so nennt man die zwei aufeinander eingespielten Judopartner, zu ihr nach Rheda-Wiedenbrück um sich Tipps zu holen.

 

Foto: Birgit Andruhn (6. Dan) fliegt am Samstag nach Sarajevo, um als Wertungsrichterin bei der Judo Europameisterschaft dabei zu sein. Im positiven Sinne ist sie aufgeregt auf das Land und die Leute und die Meisterschaft mit den besten Judokas aus Europa.

 

Zeitung: Die Glocke Rheda-Wiedenbrück

Autor/in: WL